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Kaddisch heißt das traditionelle Totengebet der Juden für ihre Eltern - hier in Umkehrung seiner Bedeutung im Titel verwendet. Die Weigerung, ein Kind in die Welt zu setzen, stellt indes nur den Ausgangspunkt für einen umfassenden Monolog dar, in dessen Verlauf wir erschütternde Blicke in Wesen und Vergangenheit des Ich-Sprechers tun. Die langen Sätze wirken zunächst befremdend, bis man begreift, dass auch ihre Form, nicht nur ihr Inhalt, die nicht endende Verzweiflung eines Menschen audrückt, der als Halbwüchsiger nach Auschwitz verschleppt wurde und sich von den Erlebnissen des Entsetzens nicht lösen kann. Als Motto steht zu Anfang die Stelle aus Celans "Todesfuge": "... dann steigt ihr als Rauch in die Luft / dann habt ihr ein Grab in den Wolken / da liegt man nicht eng", auf die der Autor immer wieder zurückkommt. Und doch - mitten in die Reihe düsterer Reflexionen über Totalitarismus und über die Absurdität seines Überlebens tritt eine Geschichte aus dem Lager: Loyalität, ja Selbstlosigkeit eines Mithäftlings, jeder Vernunft zuwider laufend und damit eben doch eine Insel in diesem Höllenpfuhl. - Das bedeutende, eigenartige Bekenntnisbuch ist offensichtlich adäquat übersetzt und schön in der Ausstattung. Denk- und Lesegewohnten, die sich damit auseinandersetzen, wird es eine Entdeckung und damit ein großes Erlebnis sein.