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Vor dem Hintergrund von Holocaust, stalinistischem Terror und Emigration erscheint die jüdische Familie in diesen 13 Erzählungen als etwas Janusköpfiges: einerseits eine sichere Zuflucht, andererseits in ihrem Zusammenhalt immer auch bedroht durch Legenden, Selbstbetrug und verdrängte Geheimnisse.

Maxim Billers erzählerisches Werk stieß lange Zeit auf ein sehr kritisches Medienecho und fand erst in den letzten Jahren die verdiente Anerkennung (z.B. "Sechs Koffer", Shortlist Deutscher Buchpreis 2018). Die jetzt vorgelegten "Familiengeschichten" sind keine Neuerscheinung, sondern 13 thematisch eng verwandte Erzählungen, die in den letzten drei Jahrzehnten bereits veröffentlicht wurden, die meisten in "Land der Väter und Verräter" und in "Bernsteintage". Vor dem Hintergrund des Holocausts, des stalinistischen Terrors und der Emigration erscheint die jüdische Familie in diesen Geschichten als etwas Janusköpfiges: Sie ist einerseits eine sichere Zuflucht, andererseits erscheint sie in ihrem Zusammenhalt immer auch bedroht durch Legenden und Selbstbetrug, durch verdrängte Geheimnisse oder durch plötzlich aufbrechende menschliche Abgründe. Das Wissen um diese Zwiespältigkeit durchzieht als melancholischer Grundton alle diese klug erzählten und atmosphärisch dichten Geschichten. Auch unabhängig vom Vorhandensein früherer Erzählungsbände des Autors breit empfohlen.