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Die an ihrem Leben verzweifelnde Sängerin Jule begibt sich auf einen Selbstfindungstrip nach England. Dabei muss sie sich nicht nur einem aufgewühlten Innenleben, sondern auch ihrem todkranken Vater, der ihre Familie einst im Stich ließ, stellen.

Sarah Kuttners 3. Roman liest sich wie eine Synthese aus ihren Bestsellern "Mängelexemplar" und "Wachstumsschmerz": Jule ist Scheidungskind und versucht sich im Erwachsenwerden, in Neusortierung. Sie hasst sich und alle, doch ganz unspürbar, sich einzig in Selbstbeobachtungsgedankenschleifen verheddernd ("Ich bin kein schöner Mensch. Meine Aura ist irgendwie zahnfarben"). Sie flieht vor ihren Problemen zum Bruder nach London, doch die Probleme fliegen mit. Bis sie "auf den Hund kommt": Hund Bruno lenkt ihr Fühlen und Denken im "Exil", "in dem ich Normalität spiele", nur räumlich dem todkranken Vater nahe. "Hier ist es nicht schön. Und das ist schön" - Kuttners poetische Gratwanderung zwischen hypersensibler Indifferenz und ahnungsvoller Reduktion lässt die literarisch traditionsreiche Enttäuschung der Vater-Idee neu lesen. Ohne Pathos, ohne Phrasen erzählen ihr "keine Ahnung", "was weiß ich", "egal", "ich fühle nichts" ... lapidar, mit Paradoxien spielend von Verlorenheit und Schmerz: "Und dann ist es auch schon wieder gut mit der beschissenen Fröhlichkeit".