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1976 verliert Protagonistin Clara als Folge einer Scharlacherkrankung ihr Gehör: bis dahin stand das Klavierspiel im Zentrum der Wiener Kindheit. Mehr als 3 Dekaden später kehrt Clara nach Wien zurück, um die elterliche Wohnung zu räumen, und stellt sich den familiären Schatten der Vergangenheit.

"Wie klingt Musik am Rande der Stille? Wie eine leere Fläche?" Auffallend talentiert ist Clara, die sensible Ich-Erzählerin, als 8-Jährige in Wien: das Kind ist glücklich, eine Oktave spannen zu können, und lebt für das Klavierspiel, für das 4-händige Musizieren mit dem Vater. Dann verliert Clara 1976 ihr Gehör als Folge einer Scharlach-Erkrankung ("Scarlattina", trügerisch musikalisch klingt das italienische Wort und mildert vielleicht den Schock, nicht aber die radikal veränderten Lebensumstände).

Die Klagenfurterin Wiegele (vgl. "Cello, stromabwärts") findet sehr behutsam hinein in diese Wiener Kindheit einer Hochbegabten. Und wie ein Scherenschnitt in Prosa fügt sich das Bild der erwachsenen Clara in die Handlung. Restauratorin ist sie geworden und nach Wien zurückgekehrt, um die elterliche Wohnung zu räumen. Der bergvernarrte Bruder Paul, die liebevolle Großmutter, der sonderbare Freund des Bruders wirken in ihrer Präsenz wie späte Prüfungen, die Clara ihren Platz in der Welt der Hörenden deutlich machen. Intelligent, sprachschön und als Roman überall ein breit einsetzbarer Gewinn!